Nachspiel

Update 04.09.2020

In der Frankfurter Rundschau wurde ein Bericht darüber veröffentlicht.
https://www.fr.de/rhein-main/offenbach-elf-betten-einzeln-vermietet-90036571.html

In einem klärenden Gespräch mit dem Mieter, versicherte dieser ab sofort nur noch fünf Mieter zuzulassen.
Zur Zeit ist es ruhig im Haus.

Hier ist der Zeitungsartikel in PDF Form:
20200904_Offenbach_ Elf Betten einzeln vermietet _ Rhein-Main

Update 12.07.2020

Am 12.07.2020 um 8:56 Uhr verschickte der Untervermieter eine “Unterlassungsaufforderung”. Ich solle bis 12 Uhr, also in den nächsten drei Stunden, die Petition offline nehmen oder “jede falsche Behauptung von dieser Seite unverzüglich zu entfernen”.

Ich entscheide mich für Option 2.

Des weiteren erwarte er eine Entschuldigung von mir bzgl. der “verlogenen Petitions-Aktion”.
Ich verzichte hiermit auf eine Entschuldigung. Ich wüsste gar nicht wofür. Ich finde es schon lobenswert von mir, dass ich auf seine “Pseudo-Unterlassungsaufforderung” überhaupt reagiere.

Natürlich steht es ihm zu mich beim Amtsgericht zu verklagen. Aber nicht auf Schadenersatz wie angekündigt. Denn nicht ich habe die Tür versiegelt, sondern die Bauaufsicht, so dass ein eventueller Schadenersatz an die Bauaufsicht zu richten wäre.

Kommen wir zu seinen Anmerkungen bzw. den “falschen Behauptungen”:
“Polnische Arbeiter wohnten mindestens drei Monate in der Wohnung.”
Ich habe lange überlegt ob ich die Nationalität erwähne solle. Denn eigentlich spielt es keine Rolle ob sie aus Polen oder Deutschland kommen. Zwölf alkoholisierte Männer entwickeln zwangsläufig eine Eigendynamik. Zwölf alkoholisierte Frauen wären mir die angenehmeren Nachbarinnen.
Aber es gibt doch einen wichtigen Unterschied, warum die Nationalität eine Rolle spielt. Deutsche Arbeiter würden Freitag früh das Haus verlassen. Sie kämen erst am Sonntag Abend wieder, weil sie zu ihren Familien fahren würden. Osteuropäische Gastarbeiter nicht (um politisch korrekt zu bleiben, verwende ich ab sofort osteuropäische Gastarbeiter, auch wenn ich es heuchlerisch finde, das Kind nicht beim Namen zu nennen. Ich assoziiere nicht ungarische, lettische, weißrussische oder tschechische Gastarbeiter damit).

Hinzu kommt die Angst. Das betrifft nicht mich als Mann, aber meine Frau.
Eine Frau hat Angst den Männern im Treppenhaus zu begegnen. Noch dazu sprechen sie nicht unsere Sprache. Man versteht nicht über was sie sich unterhalten.
Man vermeidet abends die Wohnung zu verlassen. Und falls meine Frau es doch tut, stehe ich auf dem Balkon und warte, dass sie unversehrt herauskommt.

Der Pressekodex sagt:
“In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.”

Exkurs zum Thema Rassismus:
Es geht hier nicht um Rassismus. Ich habe Rassismus erlebt. Beim Fußball wurde ich beim Verlassen der Bahn zu Boden geschubst. In Schweden wurde ich als Jugendlicher als “Nazi” beschimpft und angegriffen (Rassismus? Keine Ahnung).

Dialog aus meinem Leben:
“Woher kommen Sie?”
Aus Duisburg.
“Ich meine, wo sind Sie geboren?”
In Duisburg.
“Ich meine, wo kommen ihre Eltern her?”
Aus Korea.
“Sie sprechen aber gut deutsch.”

Ist das rassistisch oder nur Neugier? Man weiß es nicht.

Rassismus ist die neue DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung).
In der Klasse meines damals 12 jährigen Kindes gab es ein Problem in der WhatsApp Gruppe.
Antwort der Lehrerin: “WhatsApp ist ab 16.”

“Wir reden nicht darüber, es ist Rassismus.”
“Wir reden nicht darüber, es verstößt gegen die DSGVO.”
Nein, so bitte nicht.
Exkurs Ende.

Man muss dem Untervermieter zu gute halten, dass er hin und wieder die Bierflaschen aus dem Restmüll geholt hat. Auch hat er sich auf den Deckel der Mülltonne gestellt, damit noch ein bisschen mehr hineinging.
Er hat auch einen Schuhschrank im Erdgeschoss aufgestellt, damit die Arbeiter den Dreck nicht durchs ganze Treppenhaus verteilen. Man musste vorher beim Treppensteigen höllisch aufpassen.
Ich unterstelle ihm nicht, dass er gar nichts unternommen hätte, aber definitiv zu wenig. Seiner Sorgfaltspflicht ist er nicht nachgekommen. Ich schlug seinem Mitarbeiter vor eine Hausordnung anzufertigen, in verschiedenen Sprachen. Darin hätte stehen können, dass absolutes Rauchverbot im Treppenhaus gilt, dass es für Glas einen extra Container gibt, dass die Türen nicht zugeknallt werden dürfen, dass sie nicht wahllos überall anklingeln, weil es nicht zwölf Schlüssel gab, dass sie den Garten nicht mitbenutzen dürfen,…

Letztendlich war der Untervermieter nicht an den Wochenenden oder ab 20 Uhr anwesend. Mit uns hat auch nie einer gesprochen. Nach dem “Ihr bezahlt eure Miete nicht!” (s.u.) ist die Kommunikation eingestellt worden.

Das Verhältnis zum Untervermieter war bislang in Ordnung.
Man kannte sich, man grüßte sich, man ging sich aus dem Weg.

Update 11.07.2020

Am 11.07.2020 rief mich der Untervermieter (Mieter) an, ich solle die Petition offline nehmen, denn es sei sehr, sehr wichtig für mich und meine Familie.
Selbiges sprach er auch unmittelbar gegenüber einem gemeinsamen Bekannten aus. Er solle es weitergeben.
Aufgrund der Tatsache, dass er es einem Bekannten mitteilte, gehe ich nicht davon aus, dass es als vertraulich einzustufen ist.

Alle Unterlagen sind bei meinem Anwalt. Für den Fall der Fälle.

Update 09.07.2020

Am morgen des 09.07.2020 zogen 14 neue Arbeiter ein. Sie kamen mit Kochtöpfen, Fernseher, Angeln, Hanteln,… Sie wollten sich offensichtlich für eine längere Zeit einrichten.
Wir filmten es, der Untervermieter verhöhnte uns.
Die Bauaufsicht kam, verwies die Arbeiter der Wohnung und versiegelte die Tür

Versiegelte Tür

(auf dem Desktop bitte mit STRG und + vergrößern, anschließend STRG und – oder 0)

Bitte unterstützen Sie unsere Petition. Danke.
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1 Kommentar

  1. Was ist der Auslöser für dieses Verhalten frage ich mich? Beim Vermieter, beim Untervermieter bei den Mietern? Rücksichtslos, profitgeil, respektlos, ohne jede Moral, ohne auch nur im Ansatz zu wissen wie wertvoll jede Stunde ist – von mir und mit meinem Umfeld. Wie kann man das lösen? Vielleicht die Frauen und Mütter des Mieters, des Untermieters, der Mieter zu einem Überraschungstermin einladen, damit die ihre Zöglinge mal wachrütteln? Warum macht hier die kommunale Institution/Politik nichts? Aus Angst zu schnell in die falsche Schublade gesteckt zu werden? Eine offene Gesellschaft muss auch offen über alles reden und zu allem stehen können. Aber Zivilcourage ist leider nur in Gedanken stark, in der Ausübung hakt es dann. Ich hoffe, dass Einsicht und Vernunft kommen wird, sonst ist das wohl erst der Anfang von einem dicken Ende. Bravo für diese Petition, bravo dass du dich nicht unterkriegen läßt.

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